Die Geschichte der Sektion

Anfang des 20. Jahrhunderts nahm in ganz Deutschland das Interesse am Bergsport zu. So fanden sich auch in Wilhelmshaven begeisterte Bergsteiger, Bergwanderer und Skifahrer zusammen und gründeten am 14. Januar 1907 die Sektion Wilhelmshaven des „Deutschen und Österreichischen Alpenvereins.“ Den Vorsitz übernahm bis 1920 Pastor Ibbeke von der Kirchengemeinde Bant, bevor er ihn an Dr. Boltze weiter gab. Sektionsabende, Vortragsveranstaltungen und gemeinschaftliche Bergtouren weckten auch über die Sektion hinaus Aufmerksamkeit und ließen die Mitgliederzahl bis 1914 auf über 100 ansteigen.

 

Kriegsbedingt verringerten sich die Unternehmungen, doch belebte sich das Interesse am Bergsport nach dem 1.Weltkrieg wieder, auch in vielen anderen deutschen Sektionen. So schlossen sich 1927 die norddeutschen Sektionen unter dem Dach des Deutschen Alpenvereins zu einem Verbund zusammen. Die Sektion Wilhelmshaven verstand es in dieser Zeit, trotz der verworrenen politischen Verhältnisse, die Menschen in Wilhelmshaven und Umgebung durch attraktive Veranstaltungen auf sich aufmerksam zu machen. Das jährliche Stiftungsfest im Jadeclubhaus am Adalbertplatz entwickelte sich zu einem der Höhepunkte im gesellschaftlichen Leben der Stadt. Die Mitgliederzahl erhöhte sich auf über 200.

Nach 1933 wurde die Sektion in den „Reichsbund für Leibesübung“ überführt und geriet damit unter nationalsozialistische Regie. Von 1936 bis 1941 führte der Gewerbeoberlehrer Ischt die Sektion, gefolgt von Baurat Höfling. Die zunehmenden Luftangriffe und die Zerstörung des Jadeclubs brachten die geselligen Zusammenkünfte zum Erliegen. Am 6. Mai 1945 kapitulierte Wilhelmshaven, 65 % der Stadt waren zerstört. Auf Beschluss der Siegermächte wurde die Sektion aufgelöst.

Aber etwa ab 1947 erneuerte sich das Interesse am Bergsport, neben anderen Sektionen in Norddeutschland erweckten am 30.Mai 1947 17 Damen und Herren unter dem Vorsitz von Dr. Langguth die Sektion Wilhelmshaven zum zweiten Mal. Bis 1955 wuchs die Mitgliederzahl auf 136, eine Jugendgruppe wurde gegründet. Dann ließ vorübergehend das Interesse am Vereinsleben nach. Aber die 1970er und 1980er Jahre brachten eine Renaissance des Sektionslebens. Vorträge, die Wiederaufnahme der monatlichen Sektionsabende, das Engagement auch im Hauptvorstand des DAV, Umwelt-und Naturschutz, Zusammenarbeit mit anderen Sektionen sowie die Einrichtung des Jugendzeltplatzes am Klettergebiet des Ith sind hier zu nennen. Auch das Alpenfest, jetzt im Gorch-Fock-Haus, gewann seine Bedeutung als verbindendes gesellschaftliches Ereignis zurück. All dies trug deutlich die Handschrift des langjährigen 1. Vorsitzenden Gerhard Pinnow .Auf seine Initiative hin wurde 1983 der alte Hochbunker am Bahnhof Sande mit dazugehörigem Gelände erworben. Der etwas schief stehende Bunkerklotz wurde zum Begehen von einfachen bis schwierigen Touren hergerichtet und unter dem Namen „Monte Pinnow“ in der Kletterszene weit über die Region hinaus bekannt. Damit verfügte die Sektion Wilhelmshaven über die größte Freiluftkletteranlage in Norddeutschland. In vielen Stunden Eigenleistung gestalteten die Mitglieder das Gelände um zu einem Klettergarten, mit Teich und Vereinshütte, letztere benannt nach einem weiteren verdienstvollen 1. Vorsitzenden, Erich Kürsten. Der Klettergarten wurde 1986 eingeweiht, die Sektion war auf 600 Mitglieder angewachsen.

In den Folgejahren nahmen neben den gesellschaftlichen Veranstaltungen die Angebote im Berg und Skisport, an vielfältigen Wanderungen, auch mit dem Schwerpunkt Naturschutz, weiter zu. Bei der Jugend fand besonders das Klettern großen Anklang, das bald auch Bestandteil der Ferienpassaktionen in Wilhelmshaven und im Umland wurde. Wieder setzte hier ein langjähriger 1. Vorsitzende mit Bernd Kittel wesentliche Akzente. Zum 100jährigen Jubiläum in 2007 zählte die Sektion 900 Mitglieder. Ab 2008 übernahm Uwe Schrader für ein Jahr den Vorsitz. Nach einer Interimsphase bildete sich in 2012 wieder ein kompletter Vorstand, in dem mit dem 1.Vorsitzen-den Dr. Rainer Pinnow die erfolgreiche Pinnow-Tradition nun fortgesetzt wird. Seitdem hat sich die Mitgliederzahl auf etwas über 800 stabilisiert, mit der Klettergruppe als Hauptzugpferd, besonders gefragt bei jungen Leuten. Aber auch die Wander-und die Naturschutzgruppe finden mit abwechslungsreichen Unternehmungen viele Anhänger. Dem Deutschen Alpenverein gehören heute über 1,1 Millionen Mitglieder in 354 Sektionen an.