Nach dem Erwerb des Bunkerrohlings von 18 m Höhe und 18° Schieflage im Mai 1983 begann die Sektion Wilhelmshaven mit dem Errichten von Kletterrouten. Am Vorturm wurde eine Übungswand (5 m Höhe, 32 m Länge) aus Natursteinen gemauert. Vielfältige Felsstrukturen erlauben hier eine optimale Anfängerschulung. Daneben lädt die Wand zum „warm up“ und Bouldern ein. Als weiteres wichtiges Element für die alpine Ausbildung ist am Hauptturm ein durchaus ernstzunehmender Klettersteig installiert worden.

Phantasie und die Kraft der Bohrmaschine ließen eine abwechslungsreiche Palette an Routen entstehen. Das Gestein „Beton“ läßt sich im Übrigen recht angenehm klettern. Die Griffe sind nicht, wie vielleicht zu vermuten wäre, scharfkantig, sondern recht hautfreundlich. Bei kaltem Wetter ist der „Stein“ zudem relativ warm. In der ersten Erschließungsphase bis zur offiziellen Einweihung im Juni 1986 wurden sechs Touren von Sportkletterern der JDAV Norddeutschland eingerichtet. Die lange Zeit mit Abstand härteste Tour war Talking Heads (8-/8). Zudem entstand ein hervorragender Quergangsboulder in Absprunghöhe, der bei einer vollständigen Bunkerumrundung den 7. Grad abverlangt. Nach einer Stagnationsphase in der Routenerschließung wurden ab Ende 1988 hauptsächlich von den Oldenburgern Jörg Benjes und Rolf Witt wieder regelmäßig Neutouren gebaut. Aus deren ersten Erschließungsphase sind die zeitweise überlaufenen „Klassiker“ Henkell Trocken und Startbahn West hervorzuheben.

Seit Ende der 80er Jahre ist auch der ehemalige Jugendreferent Dieter Frey ein kontinuierlicher Aktivposten bei der Routenerschließung und anfallenden Sanierungsarbeiten. Bemerkenswert sind seine sehr arbeitsaufwendig gestalteten Linien Damenweg und Wichtel, die er u. a. mit einer respekteinflössenden Flex aus dem Beton herausmodelliert hat. Ebenso hat den Klettersteig im Innenraum geschaffen.

Im Winter 1988/89 begann die Jugendklettergruppe der Sektion auf Grund einer Initiative von Lars Kunze den Innenraum des Bunkers zum Klettern zu präparieren. Bei Beleuchtung kann man sich nun auch bei schlechtem Wetter die Finger langziehen. Die Palette reicht hier von Anfängerrouten bis zu harten Sportkletterproblemen. Der Hammer ist ohne Zweifel die Querung der Decke in der Route Die wilden Achtziger. Leider ist der Originalausstieg durch das Deckenloch inzwischen vergittert. Vor kurzem wurden nun endlich in der Decke erste Kunstgriffrouten und neue Haken gesetzt.

Anfang der 90er Jahre entstanden im Außenbereich viele Routen, die Spitzenplätze in der regionalen Beliebtheitsskala einnehmen, so z. B. KaschubenwegBootsmann oder Cold eggs. Neben diesen leichteren Routen sind dann auch gerade in den oberen Schwierigkeitsgraden tolle Wege hinzugekommen. Während die Routen des 8. Schwierigkeitsgrades, allen voran Nazis raus gerne mal probiert werden, warten die wirklich schweren Routen fast alle noch auf eine zweite Rotpunktbegehung. Besonders aufreibende Erlebnisse im Sander Beton erwarten den werten Besucher in N‘oubliez pas vos rêves (9). Die Rotpunktbegehung von Liebe und Triebe (ca. 10-), einem alten Projekt von R. Witt, steht immer noch aus.

An der weiteren Erschließung hatte Stephan Böhm großen Anteil, der vor allem auf der Bunkerrückseite tolle Klettermeter geschaffen hat. Ein Schmankerl ist die Saure-Gurken-Zeit. Kurz vor seinem Umzug hat er mit Hunger nach Schicksal (9-/9) noch einen echten Knaller als Andenken zurückgelassen, der nach einem Umbau noch verschärft wurde (ca. 9).

Ein zusätzliches Routenangebot schaffte der von 1997-2007 regelmäßig am Bunker ausgetragene Gegenseitigkeit-Cup (Norddeutschen Meisterschaften) – ein Wettkampf, der sich in der Szene aufgrund seiner besonderen Atmosphäre einen regelrecht kultigen Ruf hatte. Die Klettergemeinde erfreute sich über einen kurzen Zeitraum während des Spätsommers an den erstaunlich beliebten Wettkampfrouten. Gerne wurden dann auch zusätzlich Zwischenhaken in einigen ansonsten psychisch anspruchsvollen Originalrouten genutzt – bis diese wieder entfernt worden waren.

Ein paar Worte zur Absicherung: Der Charakter des Bunkers orientiert sich an klassische Sportklettergebieten, wie z. B. dem Ith. Die Absicherung ist also nicht kletterhallenmäßig, sondern man muß die Schlüsselstellen in der Regel zwischen den Haken klettern. In manchen Routen kommen auch längere run-outs oder moralische Stellen vor, die eine solide Vorstiegs- und Sicherungstechnik erfordern. Die Haken selber sind in optimalem Zustand, denn die Sanierung sämtlicher alter Haken ist inzwischen abgeschlossen.

Ideale Startbedingungen fürs Klettern bei relaxter Atmosphäre im Sander Felsenland bieten übrigens die diversen Gruppen oder Kletterkurse. Bei diesen Terminen kann auch Material ausgeliehen werden.

Ein markierter Boulderparcour ist zwar noch nicht vorhanden, trotzdem bestehen einige definierte Probleme. Spezielle Bouldergriffe sind im überhängendem Bereich und im „Eingangstunnel“ eingebohrt worden. Damit können auch nicht schwindelfreie Sportler*innen ihre Leibes- und Geistesübungen durchführen.

Erfreulicherweise haben sich inzwischen weitere Personen davon überzeugen lassen, dass die Erschaffung von Neutouren eine kreative und lustvolle Angelegenheit ist. Während draußen bis auf wenige Ausnahmen die meisten Flächen erschlossen sind, bietet der Innenraum noch wirkliches Entwicklungspotential.

Möge dieser Text Euch bis in die Fingerspitzen motivieren.